jansalleine

Musik, Sprache, Code
im Universum der Möglichkeiten.


»Man sagt, es sei schön dort«

"Totgesagte Leben länger" heisst es doch so schön. Und den Spruch versuchten wir dann anfang des 21. Jahrhunderts in die Wirklichkeit umzusetzen. Ich hatte zu der Zeit schon viel alleine am Rechner rumexperimentiert und meine ersten Gigs und Veröffentlichungen unter dem Namen "jansalleine" gemacht, aber Voleander nie offiziell aufgelöst. Lexi wurde abgelöst von Joe. Joe war bei weitem nicht so gut am Schlagzeug, aber er brachte frischen Wind in die Band.

Das Problem bei uns im Kaff war, dass alle Leute immer noch den selben Kram hören wollten, den wir 1996 bereits gemacht hatten. Ich wollte allerdings nicht mehr. Also versuchten wir einen neuen Anlauf. Das ganze alte Programm wurde gestrichen und es kamen endlich neue Songs her, die allerdings auch stilistisch nicht mehr ganz zu den alten Sachen passten. "jansalleine" und "Voleander" überlagerten sich immer mehr. Meine Texte wurden weniger pubertär - was heisst: mehr auf den Punkt, irgendwie sogar aggressiver. Weniger Leute konnten damit etwas anfangen. Pubertäres Rumgeheule weil einen die Liebste verlässt oder nicht haben will, damit erreicht man viele Leute. Sachen wie "Gerecht" oder "Eine Welt" will hingegen kaum einer hören. Aber auch ich selbst war anders geworden. Ich konnte dieses Rock-Ding einfach nicht mehr leben.

Die frühen Live-Shows von Voleander lebten davon, dass ich total besoffen, vollkommen abgedreht bin auf der Bühne. Es war immer schon fragwürdig, inwiefern das überhaupt zur Musik passte. Zu den neuen Sachen, die wir als Voleander machten passte es definitiv gar nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, alles losgeschrien zu haben, was ich jemals losschreien wollte und es ging mir mehr und mehr darum Inhalte zu vermitteln. Etwas, was ich mit jansalleine schon eine ganze Weile tat und was dort funktionierte. Mit einer Rockband und verzerrten Gitarren im Rücken kam das scheinbar nicht mehr rüber. Es war zu laut um auf die Texte zu hören und es rockte zu wenig um tanzbar zu sein. Wer dennoch zuhörte beschwerte sich über den "erhobenen Zeigefinger", den man auf Rockkonzerten nicht gewohnt war und wer abrocken wollte stand gelangweilt in der Ecke.

Wir gaben uns alle Mühe. Nahmen für dieses Album ein paar Tracks im Studio, einige im Proberaum (mittlerweile eigenes Studio) auf. Das waren schon die "glorreichen Zeiten". Wir gingen zu Matthias ins Studio, nahmen auf und ich konnte zu Hause an meinem Rechner mischen und ggf. noch weitere Spuren einspielen (Keyboards z.B.). Wir wagten es nicht mehr dieses Album offziell rauszubringen. Wir schrieben das 21. Jahrhundert und es fühlte sich alles vollkommen unhomogen an. Stile trafen aufeinander. Das entsprach einfach nicht mehr den Hörgewohnheiten des Publikums. Auf Konzerten wurden wir als "Emo" betitelt, ohne zu wissen, was das eigentlich war. Es ist eigentlich schade, weil ich das Gefühl hatte, dass Voleander mehr als je zuvor "Voleander" war, wie ich es im Kopf hatte. "Du hast geweint" z.B. ist eine Nummer, die jemand anders erstmal schreiben muss.

Besetzung war:
Joe - Schlagzeug,
Humpi - Bass,
Torti - Gitarre und Akustikgitarre,
Micha - Gitarre,
Jan - Gesang und Akustikgitarre.

Heute, wo ich teilweise mein Geld mit "jansalleine" verdiene frage ich mich manchmal, warum man all diesen Aufwand überhaupt betrieben hat. Wem man eigentlich was beweisen wollte. Wozu all das Proben, vorallem die Kosten für einen Proberaum, die ganzen Studioaufenthalte, wenn man zu Hause mit einer ordentlichen Soundkarte und einem kleinen Mischpult Musik machen kann, die einen nicht in den finanziellen Ruin treibt?

00:00/00:00
Die Türe schlägt zu Voleander 02:41
Weltbild Voleander 03:34
Ein Schritt vom Leben entfernt Voleander 03:56
Gerecht Voleander 04:41
Du hast geweint Voleander 06:25
Polymorphie Voleander 03:13
Es gab ne Zeit Voleander 04:14
Eine Welt Voleander 03:01
Ich will dahin Voleander 06:03